Hintergründe und Ziele



Der abgelegene Süden

In der Region Süd-Omo leben sechzehn verschiedene ethnische Gruppen. Die meisten von ihnen leben bis heute traditionell von Ackerbau und Viehzucht, weitgehend unbeeinflusst von moderner Technik und den Einflüssen der Globalisierung. 
Bis vor kurzem besuchten nur sehr wenige Kinder aus Süd-Omo die Schule. Seit einigen Jahren verfolgt die Regierung in Addis Abeba jedoch eine integrative Politik, und es wurden in vielen Dörfern Schulen eingerichtet. Nun sollen möglichst alle Kinder die Schule besuchen. Viele beenden ihre Schullaufbahn nach vier Jahren und kehren zurück ins Dorf, aber einige gehen auf die weiterführende Schule nach Jinka, der Hauptstadt der Region.
Diese Schüler entfernen sich von der Lebensweise ihrer Eltern und hoffen, nach ihrem Abschluss eine gut bezahlte Beschäftigung in der Stadt zu finden. Auch ihre Familien, die zugunsten der Ausbildung ihrer Kinder auf deren Arbeitskraft verzichtet haben, haben hohe Erwartungen und hoffen auf finanzielle Unterstützung von ihren Kindern. In Jinka gibt es jedoch kaum die Möglichkeit, eine Ausbildung zu machen, geschweige denn zu studieren.


Schwierige Zukunft in der Hauptstadt

Für eine Ausbildung oder ein Studium müssen Schulabgänger nach Addis Abeba oder in eine andere große Stadt ziehen. Hier kostet jedoch nicht nur die Ausbildung selbst viel Geld, auch Unterkunft und Essen sind teuer. Studenten an den staatlichen Universitäten bekommen in einigen Fällen Unterkunft und Verpflegung gestellt, für Lehrmittel, Kleidung, Transport usw. muss jeder Student jedoch selbst aufkommen. Auszubildende an privaten Instituten müssen alles selbst bezahlen.
Viele Schulabgänger aus Südäthiopien sind die ersten in ihrer Familie, die überhaupt eine Schule besucht haben und nun nach Addis Abeba kommen. Die meisten haben weder Freunde noch Verwandte dort, bei denen sie während ihrer Ausbildung wohnen könnten. Ihre Verwandten in Süd Omo können keinerlei Unterstützung bieten. So bleiben viele Schulabgänger ohne Perspektive in Jinka. Nur wenige haben das Glück, unter den immer zahlreicheren Touristen einen wohlhabenden und großzügigen Sponsor zu finden, der ihnen eine Ausbildung in Addis Abeba finanziert.  


Unterstützung durch Aisosh Ethiopia!

Unser Ziel ist es, diesen jungen Menschen zu helfen, den Weg, den sie begonnen haben, fortzusetzen. Besonders wollen wir diejenigen fördern, die vorhaben nach ihrer Ausbildung wieder in den Süden zurückzukehren.
Zum Beispiel:  

Toffu aus Ari
Toffu ist in Jinka bei seiner Mutter und seinen vier Geschwistern aufgewachsen. Er hat 2006 die 10. Klasse beendet und besucht seit Anfang November das „African Bio Medical College“, um dort eine drei jährige Ausbildung zum Gesundheitshelfer zu machen. Nach Beendigung seiner Ausbildung will er nach Jinka zurückzukehren, um dort in einer der Kliniken oder Gesundheitsstationen zu arbeiten. Dies halten wir für besonders sinnvoll, da bisher die meisten Gesundheitshelfer in Süd-Omo aus Nordäthiopien stammen und zwischen ihnen und der ortsansässigen Bevölkerung häufig ein großes gegenseitiges Misstrauen herrscht. Dieses beruht teilweise auf Verständigungsschwierigkeiten: nur wenige Menschen in Süd Omo sprechen die Amtsprache Amharisch. Auch die Unkenntnis der oft sehr unterschiedlichen Kulturen trägt zu vielen Missverständnissen bei. Gesundheitshelfer, die selbst aus der Region stammen, würden durch ihre Sprachkenntnisse und ihre Einblicke in die verschiedenen Kulturen der Patienten zu einem respektvolleren Umgang und letztendlich auch zu einer erfolgreicheren Behandlung der Patienten beitragen.

Toffus Ausbildung und Lebensunterhalt in Addis Abeba kosten ca. 1.100,- äthiopische Birr monatlich, das sind ungefähr 100,- Euro. Mit diesem Geld kann Toffu auch ab und zu Kleidung kaufen, und ein bis zwei Mal im Jahr nach Jinka zu seinen Verwandten fahren. 
 

Phillemon aus Nyangatom
Phillemon ist der erste Nyangatom, der eine Zulassung zur Universität erhalten hat. Erst mit Anfang 20 konnte er überhaupt die Schule besuchen. Seine Lebensgeschichte spiegelt sein großes Verlangen nach Schulbildung wieder:  

Ich wurde im Juli 1972 in Nakuwa (Kibish) in Südäthiopien geboren. Ich habe noch 7 Geschwister. Bevor ich in die Schule ging, habe ich Rinder und Ziegen gehütet. Als ich älter wurde, entschied ich mich, zur Schule zu gehen, aber meine Eltern waren dagegen. Daher ging ich 1994 mit einigen anderen über die Grenze in den Sudan, und wurde Mitglied in der Armee der Südsudanesischen Befreiungsbewegung (SPLA/M). Nachdem ich dort sehr krank wurde, entschloss ich mich nach einem Jahr, endlich in die Schule zu gehen. Ich besuchte für mehrere Jahre die Narus Comboini Primary Catholic School (Sudan). Als ich in der 5. Klasse war, wurde unsere Schule von der Khartoum Air Force zerstört. Ich floh nach Kenia und besuchte dort zwei Jahre lang die Kakuma Refugee Camp School. Dann kehrte ich zurück nach Äthiopien, um meine Eltern wieder zu sehen. Ich habe dieses Jahr die 12. Klasse in Jinka beendet und die Zulassung für ein Universitätsstudium erhalten.

Seit November 2006 ist Phillemon ordentlicher Student an der Addis Ababa University. Von der Uni bekommt er eine geringe finanzielle Unterstützung, die jedoch noch nicht einmal für sein kleines Zimmer ausreicht. Seit Mai 2007 wird er von Aisosh mit 40,- Euro monatlich unterstützt, um seine Miete und Essen bezahlen zu können. Wir hoffen ihm in Zukunft etwas mehr geben zu können, damit er auch die Ausgaben für Bücher und  Studienmaterialien decken kann.


Bazo aus Hamar
Bazo ist  der erste Hamar, der es an die Addis Ababa University geschafft hat. Seit 1 1/2 Jahren studiert er Linguistik. Von der Sprache der Hamar gibt es bislang keine offizielle Niederschrift oder Grammatik und seine Arbeit könnte in Zukunft für viele in der Region tätige Institutionen von großem Interesse sein. Anders als Phillemon hat er einen Platz im Studentenwohnheim und  kann in der Mensa umsonst essen. Er wird seit Mai 2007 von Aisosh unterstützt, um seine Ausgaben für Bücher, Schreibmaterial und ähnliches zu decken. Wir hoffen ihm bald etwas mehr geben zu können, damit er auch ab und zu außerhalb der Mensa essen kann, denn das Essen ist dort gelegentlich sehr schlecht. Im Mai 2007 erkrankten z.B. mehrere Studenten an Lebensmittelvergiftung und einer starb sogar daran.



Verwendung der Spenden

Die gesammelten Spenden werden ausschließlich für die Unterstützung der Stipendiaten sowie zur Deckung der laufenden Kosten des Vereins verwendet (Druck von Flyern und Postern, Homepage, Porto).
Wir fördern vor allem Schulabsolventen, die aus den abgelegenen Regionen Süd Omos stammen (Hamar, Nyangatom, Arbore, Mursi, Ari etc.), und die in erster Generation eine höhere Ausbildung erreicht haben. 
Bevorzugt unterstützen wir Universitätsstudien und Ausbildungen an privaten oder staatlichen Einrichtungen, die langfristig der Region Süd Omo nachhaltig zugute kommen können, wie z.B. im Bereich Gesundheitswesen, Veterinärversorgung, Bildungswesen und Verwaltung. Die Ausbildung soll möglichst an guten Schulen absolviert werden.
Die Stipendiaten erhalten monatlich eine finanzielle Hilfe mit der sie ihren Lebensunterhalt (Unterkunft und Verpflegung), ihre Lehrmitteln, Kleidung, bezahlen können. Bei einer Ausbildung an einem privaten College werden die Schulgebühren übernommen.
Für Neuankömmlinge in Addis Abeba besteht die Möglichkeit, zusätzlich eine einmalige finanzielle Hilfe zu beantragen, damit sie ihr Zimmer einrichten können. In Notfällen, wie z.B. Krankheit oder auch Versterben eines Angehörigen, kommt Aisosh auch für die Kosten für medizinische Versorgung oder eine gesonderte Heimreise auf.
Grundsätzlich können nur soviele Stipendiaten angenommen werden, wie es die Anzahl und die Höhe der Spenden der Fördermitglieder erlaubt.


Bildung von Netzwerken

Neben finanzieller Unterstützung soll auch die Vernetzung und Kooperation der Stipendiaten in Addis Abeba gefördert werden, z.B. durch einen regelmäßigen Stammtisch. Hierdurch soll die gegenseitige Unterstützung gefördert werden. Ehemalige Stipendiaten, die nicht in den Süden zurückkehren sollen Neuankömmlingen bei der Zimmersuche und anderen Problemen helfen.

Durch die Vernetzung sollen auch ethnische Grenzen und Unterschiede überwunden werden, was unter Umständen langfristig bei Rückkehr der Stipendiaten den Friedensprozess im Süden unterstützen kann. Langfristig streben wir eine besondere Förderung von Frauen an. Ihnen soll bei der Suche nach Unterkunft und dem Aufbau von Netzwerken in Addis Abeba besonders geholfen werden.